Russische Hauptstädte: Moskau

Moskau war im 16. und 17. Jahrhundert die Hauptstadt Russlands gewesen. 1712 wurde die Hauptstadt unter Zar Peter dem Großen in das erst 9 Jahre zuvor gegründete St. Petersburg verlegt und blieb dort bis 1917. 1918 erfolgte wieder eine Rückverlagerung nach Moskau. Diese beiden, für die russische und auch die Weltgeschichte bedeutenden Hauptstädte waren das Ziel einer Studienreise der Volkshochschule Bad Reichenhall unter der Leitung von Franz Sicklinger.

Moskau wurde 1147 gegründet, als Fürst Juri Dolgorukij oberhalb der Moskwa ein Befestigung errichtete, die sich später zum Kreml entwickelte. Sitz des slawischen Reiches war aber damals Kiew, und erst Ende des 16. Jahrhunderts erlangte Moskau unter Iwan dem Schrecklichen stärkere Bedeutung. Nach der Verlagerung der Hauptstadtfunktion 1712 nach St. Petersburg holte diese Lenin 1918 wieder nach Moskau zurück. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wuchs Moskau zu einer Metropole von gegenwärtig ca. 8,5 bis 10 Mio. Einwohnern heran und ist heute das geistige, kulturelle und ökonomische Zentrum Russlands.

Eine Orientierungsfahrt durch die Stadt, entlang der Moskwa und auf die Sperlingsberge vermittelte einen ersten Eindruck. Von dort oben, über einer Moskwa-Schleife, hat man einen Panoramablick auf das Stadtbild. Das Neujungfrauenkloster mit der von 5 goldenen Kuppeln gekrönten Kathedrale der Muttergottes von Smolensk gehörte natürlich ebenfalls zum Besuchsprogramm.

An der Moskwa, im Hintergrund die Christi-Himmelfahrts-Kathedrale
Blick von den Sperlingsbergen auf die Stadt
Der Kreml ("Festung, Burg"), 1147 erstmals als Befestigungsanlage errichtet und in den folgenden Jahrhunderten mehrmals zerstört und wieder aufgebaut, bildet noch heute den Mittelpunkt Moskaus. Die das 28 ha große Areal umfassende Backsteinmauer, 2,2 km lang und bis zu 19 m hoch, bewehrt mit 19 Türmen, unterstreicht von außen den gleichsam abweisenden Festungscharakter. Das Innere aber beherbergt neben Festungsbauwerken und Palästen auch mehrere der für Russland so typischen Kirchen: Meist weiß gekalkte Außenwände, überkrönt von mehreren goldenen, blauen oder bunten Kuppeln in Zwiebelform bilden ein formen- und farbenprächtiges Ensemble, das einmalig sein dürfte. Das Kircheninnere meist dunkel, geschmückt mit Marmorsäulen, vergoldeten Stuckornamenten, Gemälden und kostbaren übermannsgroßen Ikonen. Mit Worten lässt sich die Pracht der Ausstattung gar nicht beschreiben. Hier im Kreml, in dem unter Katharina der Großen gebauten Senatspalast, befindet sich auch der Sitz des russischen Präsidenten.
Blick auf den Kreml vom gegenüberliegenden Moskwa-Ufer
Der Zugang zum Kreml erfolgt durch den Dreieinigkeitsturm
Die Reisegruppe vor der Maria-Entschlafens-Kathedrale
Innenausstattung in der Maria-Entschlafens-Kathedrale
Die Maria-Verkündigungs-Kathedrale
Der Große Kreml-Palast, der nur zu Staatsempfängen benutzt wird
Der an den Kreml anschließende Rote Platz ist dem Fernsehpublikum früherer Jahre bekannt für seine unter den Sowjets dort stolz exerzierten Paraden und Aufmärsche; mit seinen 60.000 qm Fläche und der umgebenden Kulisse war er ja geradezu prädestiniert für militärische Machtdemonstrationen. Heute jedoch geht es dort friedlich zu, auf der autofreien (!) Fläche tummeln sich Touristen und manchmal finden dort open-air-Konzerte statt. Umrahmt wird er an den Längsseiten von der Kremlmauer auf der einen und dem Kaufhaus GUM auf der anderen Seite, an den Stirnseiten von der farbenprächtigen Basilius-Kathedrale (1550 – 1560 erbaut) und dem Historischen Museum gegenüber. Das erwähnte Kaufhaus GUM (erbaut 1893), das eine ganze Längsseite des Roten Platzes einnimmt, ist das größte Kaufhaus Russlands und sicher auch das schönste. Über die gesamte Länge des Gebäudes laufen drei nebeneinander liegende, jeweils zweigeschossige Ladenpassagen, überdacht von Glas-Rundbögen.
Der Rote Platz; rechts die Kremlmauer, links das Kaufhaus GUM
Die farbenpfächtige Basilius-Kathedrale am Roten Platz
Der Rote Platz bietet auch bei Nacht einen imposanten Anblick
Eine Sehenswürdigkeit Moskaus ist die Moskauer Metro. Sie wurde 1935 eröffnet und durchzieht heute auf mehr als 200 km mit über 100 Stationen das Moskauer Stadtgebiet. Sie ist nicht nur billig (Einheitspreis 10 Rubel = 33 Cent), sondern auch schnell (im Stoßverkehr teilweise im 30-Sekunden-Takt!). Aber das besondere an ihr sind die kunstvoll und prächtig ausgestatteten Stationen. Sie haben nicht das Ambiente eines Zweckbaus, sondern ähneln mit ihrer jeweils unterschiedlichen Ausstattung (Marmorsäulen, Stuckgewölbe, Kronleuchter, Gemälde, Monumentalmosaiken, Skulpturen usw.) eher Fürstenpalästen.
Die Metrostationen "Konsomolskaja" und "Novokuznetskaja"; ähnlich sind auch einige andere Stationen ausgestattet
Der Besuch der Tretjakow-Galerie, der größten Sammlung russischer Kunst mit über 50.000 Exponaten, ist ein touristisches Muß. 1856 begann der Kaufmann Tretjakow mit der Sammlung von Gemälden und übereignete sie 1892 der Stadt Moskau. 1902 wurde das heutige Bauwerk im altrussischen Märchenstil errichtet und 1994 umfassend umgebaut und renoviert. Die Sammlung beinhaltet Ikonen und Gemälde russischer Künstler vom 12. bis zum 20. Jahrhundert. Besonders beeindruckend die Ikonensammlung mit vielen übermanngroßen, kunstvoll gefertigten und gut erhaltenen bzw. restaurierten Ikonen, etwas, was man sonst nirgendwo so sehen kann.
Eingang zur Tretjakow-Galerie
Eine der vielen Ikonen, Mariä Verkündigung darstellend
Im 70 km entfernten Sergijew Posad befindet sich das bedeutendste Kloster der russisch-orthodoxen Kirche. Der weiträumige Klosterbezirk beinhaltet hinter hohen weißen Mauern neben Klosterbauten mehrere bedeutende Kirchen aus verschiedenen Jahrhunderten. Wegen der heilkräftigen Wirkung des Wassers aus einem Klosterbrunnen ist das Kloster auch ein bedeutender Wallfahrtsort. 1340 wurde das Kloster vom Heiligen Sergij Radoneschskij gegründet. Schon im 14. Jahrhundert gehörte es zu den bedeutendsten russischen Klöstern. 1392 wurde die Dreifaltigkeitskirche über dem Grab des Heiligen errichtet. Daneben steht der 1476 errichtete, 87 m hohe Glockenturm. Die größte Kirche auf dem Gelände, die Maria-Himmelfahrts-Kirche, wurde 1585 fertig gestellt. Sie trägt, wie ihre Namensvetterin in Moskau, eine goldene Zentralkuppel, umrahmt von 4 tiefblauen kleineren Kuppeln. Die Fresken im Innenraum zeigen Mariä Himmelfahrt. Sehenswert auch das 1686 – 1692 errichtete barocke Refektorium mit seinem 70 m langen Saal.
Sergiew Posad, das Kloster "zur Heiligen Dreifaltigkeit und zum Heiligen Sergius"
Die Dreifaltigkeits-Kathedrale
Die Maria-Himmelfahrts-Kathedrale mit ihren blauen und goldenen Kuppeln
Innenausstattung der Maria-Himmelfahrts-Katedrale

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